Der Tourismus am Baikalsee boomt. Auf der Insel Olchon zeigt sich, welch verheerende Folgen das Aufeinandertreffen von Masse und russischer Provinz ohne Infrastruktur hat.
Vom Fährhafen führt nur eine Drecksstrasse nach Chuschir. Tiefe Furchen und Rillen in der Staubpiste rütteln die Passagiere gehörig durch, es rattert und klappert im Auto. Ein schnelles Vorwärtskommen ist unmöglich, wer es probiert, zahlt einen Preis. Davon zeugen die angerosteten Auspuffe, Radachsen und Stossstangen am Wegrand. Wer den Hauptort der Insel Olchon nach 35 Kilometern dennoch erreicht, findet sich in einem unansehnlichen Strassendorf wieder. Doch gleich dahinter wartet eine Postkartenidylle: der berühmte Schamanenstein, der schroff aus dem tiefblauen Wasser des Baikalsees herausragt, diesem Naturwunder und grössten Süsswassersee der Welt. Das Aufeinandertreffen von Stein und Wasser hat einen Ort geschaffen, der den hier lebenden Burjaten jahrhundertelang heilig war als Heimat auf Erden des Schamanengottes Tengri. Die Anziehungskraft des Ortes ist der Grund dafür, dass die Strasse nach Chuschir heute so schlecht ist.